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So gelingt Change!






Zugang zu implizitem und kollektivem Wissen von Organisationen. Methodenerklärung:


Problemstellung Organisationsveränderung

Die Steuerung von Organisationen, deren strategische Ausrichtung und laufende Nachjustierung in einem sich ständig verändernden Umfeld basieren derzeit ausschließlich auf Kennzahlensystemen und meist quantitativer Forschung. Um Organisationsveränderungen tatsächlich umzusetzen, muss jedoch die Kultur der Organisation verändert werden. Dazu ist zu berücksichtigen, dass diese auf emotionalen, intuitiven Bewertungen, pers. Einstellungen, also auf dem impliziten Wissen der Organisation, basiert und nicht auf rationalen Schlussfolgerungen.


Will man daher die Zukunftsfähigkeit einer Organisation sicherzustellen, ist deren Kultur essenziell. Bisher fehlte es an wissenschaftlich fundierten, praxisnahen und wirtschaftlich effizienten Methoden, mit denen implizites Wissen zuverlässig und messbar erfasst werden kann. Die beiden Verfahrensrichtungen der Informationsgewinnung – qualitative und quantitative Methoden – sind alleine nicht geeignet, um die genannten weichen Faktoren so abzubilden, dass daraus konkrete Handlungsoptionen zur Unternehmenssteuerung in größeren Dimensionen erkennbar wären.


Entwicklung eines hybriden (qualitativ & quantitativ) Ansatzes

Ziel der CoreFinding-Forschung war es, das implizite Wissen (Erfahrungswissen, pers. Einstellungen) von Organisationen möglichst valide zu erfassen (d. h. ohne bereits getroffene Vorannahmen oder nachfolgende Interpretation) und Handlungsoptionen für die Veränderung der Unternehmenskultur nutzbar zu machen.


Erhebungsritual und Bewertungsskala

Das CoreFinding-Erhebungsritual ist ein tiefgehender Reflexionsprozess, bei dem Thema und Kontext aus unterschiedlichen Perspektiven betrachtet und neue Erkenntnisse generiert werden. Aussagen werden in ihrer Wortbedeutung so lange zerlegt, bis ihre Verwendung klar erfasst werden kann. Somit entsteht eine Art „ideographische Kartographie“, eine geistige Landkarte (vgl. Lukesch R.).

Auskunftspersonen bringen dabei abstrakte Ereignisse (Elemente) ihrer Erfahrungswelt durch Beschreiben von Gemeinsamkeiten und Unterschieden (Konstrukte) in eine Abhängigkeitsbeziehung. Anstelle der Beantwortung vordefinierter Fragen, wie bei herkömmlichen Befragungsinstrumenten, treffen sie Unterscheidungen (siehe Abb. 1). Danach werden die Aussagen von den Gesprächspartnern und -partnerinnen hinsichtlich ihrer Relevanz in Verbindung zu Thema und Kontext selbst bewertet. Aus jedem Erhebungsprozess entsteht ein sogenanntes „Grid“ (siehe Abb. 2) als Basis für die Auswertung.

Hybride Analysemethode

Die CoreFinding-Gruppenanalyse ermöglicht eine Gesamtdarstellung vieler „geistiger Landkarten“, eine Art Mustersammlung persönlicher Einstellungen einer Gruppe. Die Methode eignet sich somit für Themen der Organisationsdiagnostik samt Lösungsansätzen sowie als Evaluationsverfahren von Veränderungsprozessen. Die Daten werden als mentale Landkarten, Tagclouds, Erfüllungsgrade und in Form von Handlungsoptionen dargestellt (siehe Abb. 3 und 4). Sowohl das methodische Vorgehen wie auch die IT-Technologie für Durchführung und Auswertung sind State-of-the-Art.

Abb.3 und 4


Hintergrund und Wurzeln

Die eigenständige Methodenentwicklung des psychometrischen Verfahrens basiert auf Ansätzen, die bereits für Individuen im therapeutischen Kontext in der klinisch-psychologischen Einzelfall-Diagnostik oder in Coachingprozessen erfolgreich eingesetzt wurden (vgl. G. Kellys Repertory Grid und vgl. Osgoods semantisches Differential). Der innovative Befragungsansatz ermöglicht es unbewusstes, implizites Wissen bewusst, aussprechbar und erfassbar zu machen.


Quellen (Auszug):

· Hemmecke, J. (2012): Repertory Grids als Methode zum Explizieren impliziten Wissens in Organisationen: Ein Beitrag zur Methodenentwicklung im Wissensmanagement. Dissertation, Universität Wien.

· Kelly, G. A. (1955/1991):The psychology of personal constructs: Theory of personality (Bd. 1; Reprint). London, New York: Routledge (Originalausgabe von 1955).

· L., Lukesch, R. (2008): Verstehen – Verändern – Lernen. Leonberg: Rosenberger-Verlag

· Osgood, Ch. E. (1976):Focus on Meaning. Vol. 1: Explorations in Semantic Space. Mouton, The Hague/ Paris

· Osgood, Ch. E. (1957), Suci, G. J., Tannenbaum. P. H.: The Measurement of Meaning. Urbana.

· Pesch, G., Braunstein, D. (2018):Eliciting Employee & Customer Knowledge for Process Development and Optimization. 10 Years D-BPM ONE, Universität Linz.

· Riemann, R. (1991): Repertory Grid Technik. Handanweisung. Göttingen etc.: Hogrefe.

· Thomas, L. F., Harri-Augstein, E. S. (1985): Self-organised Learning. Foundations of a Conversational Science for Psychology. London: Routledge.

· Walter, O. B., Rose, M. (2003): Mobile und stationäre computergestützte psychometrische Diagnostik. MoCoMed 2003: 53–58.

· Walter, O. B., Schoeneich, F., Klapp, B. F. (2000): Toward a comparable inter-element distance measure in repertory grids. In: Fisher, J. & Cornelius, N. (eds.) Challenging the Boundaries: PCP Perspectives for the New Millennium. Farnborough GB (EPCA Publications): 213–219.

· Walter, O. B., Bacher, A. & Fromm, M. (2004): A proposal for a common data exchange format for repertory grid data. J Constructivist Psychology, 17: 247–251.

· Walter, O. B. (2004): Analysis of Repertory Grids. In: Klapp, B. F., Jordan, J. & Walter, O. B. (eds.). Role Repertory Grid and Body Grid - Construct Psychological Approaches in Psychosomatic Research. Frankfurt/ Main: VAS, 21–27.

· Walter, M., Walter, O. B., Fliege, F., Klapp, B. F. & Danzer, G. (2003): Selbst-Empfänger-Beziehungen bei potenziellen Spendern vor Leberlebendspende. Eine Diagnostik mit der Repertory-Grid-Technik. Psychother Psych Med, 53: 275–280.

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